Berlin Briefing - KW 43

20.10.2025

Willkommen beim dieswöchigen Berlin Briefing!

Welcome to this week's Berlin Briefing!

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Während sich Europa in einer Zeit sich verschiebender globaler Machtverhältnisse neu ausrichtet, findet sich Deutschland einmal mehr in der Rolle des Gestalters aus der Mitte wieder.

 

Merz’ Woche

Bundeskanzler Merz setzte in dieser Woche ein ehrgeiziges wirtschaftspolitisches Zeichen mit seinem Aufruf zu einer einheitlichen europäischen Börse. Europa müsse, so Merz, „seine Kräfte bündeln“, um mit den USA und Asien konkurrieren zu können. Der Vorschlag, der breite Unterstützung bei deutschen wie europäischen Akteuren fand, steht für eine neue Dynamik zur Vertiefung der Kapitalmarktunion und soll Europa zu einem attraktiven Standort für Innovation und Investitionen machen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach von einem „großen Privileg“, wieder ein Deutschland zu erleben, das bereit ist, in Europa die Führung zu übernehmen.

Zugleich bekräftigte Merz Deutschlands Unterstützung für die Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte zur Finanzierung des Wiederaufbaus in der Ukraine – ein Schritt, den er sowohl als moralische als auch als strategische Verpflichtung bezeichnete und den er in den anstehenden EU-Beratungen weiter vorantreiben will. Auch hier zeigt sich Merz als führende Stimme Europas.

 

Deutschland und Großbritannien in der Welt

Nach dem Waffenstillstand im Gazakrieg begrüßten Bundeskanzler Merz und Premierminister Starmer gemeinsam den Durchbruch als lang erwarteten Schritt hin zum Frieden. Beide verpflichteten sich, den Wiederaufbau und die humanitäre Hilfe mit europäischen und regionalen Partnern zu koordinieren. Für beide Regierungschefs ist die Einigung ein Sieg der Diplomatie als stabilisierender Kraft im Nahen Osten.

Merz’ Vorschlag einer europäischen Einheitsbörse löste in London zugleich rege Diskussionen aus. Britische Analysten merkten an, dass die Stärkung der europäischen Kapitalbasis Londons finanzielle Dominanz nach dem Brexit herausfordern könnte. Kommentatoren sprachen von „dem bislang deutlichsten Signal, dass die EU echte finanzielle Souveränität anstrebt“, und warben für Kooperation statt Konkurrenz – etwa durch Doppelnotierungen und gemeinsame Regulierungsstandards.

Währenddessen versucht Starmers Regierung weiterhin, ihre China-Strategie mit innenpolitischen und sicherheitspolitischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Während Großbritannien Investitionen zur Wachstumsförderung sucht, drängt die G7 auf engere Abstimmung, um eine geschlossene europäische Linie bei Technologie- und Lieferkettenfragen sicherzustellen. Auch Deutschland justiert seine China-Politik neu – ein Bereich, in dem eine vertiefte Zusammenarbeit mit Großbritannien zweifellos von Vorteil wäre.

 

Ausblick

In der kommenden Woche reist Merz zum Europäischen Rat nach Brüssel, wo die Staats- und Regierungschefs über Hilfen für die Ukraine, Europas Wettbewerbsfähigkeit und die Migrationspolitik beraten werden. In London wird Premierminister Starmer dem Parlament die wirtschaftlichen Prioritäten seiner Regierung vor der Haushaltsaktualisierung im November vorstellen. Beide Staatschefs wollen Stabilität und wirtschaftliche Verlässlichkeit ausstrahlen, während Europa in eine entscheidende politische Phase eintritt.

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As Europe steadies itself amid shifting global power balances, Germany once again finds itself leading from the centre.

 

Merz’ Woche

Chancellor Merz set an ambitious economic tone this week with his call for a single European stock exchange, arguing that Europe must “pool its strength” to compete with the U.S. and Asia. The proposal, which has received wide support from various German and European players, signals a renewed drive to deepen the EU’s Capital Markets Union and make Europe a more attractive destination for innovation and investment. As ECB chief Christine Lagarde says, it is a real privilege to have a Germany willing to take the lead for Europe once more.

Meanwhile, Merz also reiterated Germany’s support for using frozen Russian assets to help finance Ukraine’s recovery, framing it as both a moral and strategic responsibility, with plans to push for this in EU discussions. Here, also, we see Merz as a leader in Europe.

 

Germany and Britain in the World

Following the Gaza ceasefire agreement, Chancellor Merz and Prime Minister Starmer jointly welcomed the breakthrough as a long-awaited step toward peace, committing to coordinate reconstruction and humanitarian aid efforts with European and regional partners. Both leaders view the truce as a victory for diplomacy as the stabilising force in the Middle East.

Merz’s proposal for a unified European stock exchange has also sparked discussion in London. British analysts have noted that the likely strengthening of Europe’s capital base may challenge London’s post-Brexit financial dominance. Commentators have described the move as “the clearest signal yet that the EU seeks true financial sovereignty,” and have consequently argued for collaboration rather than rivalry to benefit both sides through cross-listing and shared regulatory standards.

Meanwhile, Starmer’s government continues to balance its China strategy with domestic and security pressures. As Britain seeks investment to boost growth, the G7 has urged closer coordination to ensure a united European front on various technology and supply-chain issues. Germany is certainly re-calibrating policy towards China, and this is an area where continued cooperation with Britain would be merited.

 

Outlook

This coming week, Merz heads to Brussels for the European Council summit, where leaders will debate Ukraine aid, European competitiveness, and migration. In London, Prime Minister Starmer will brief Parliament on the government’s economic priorities ahead of November’s fiscal update. Both leaders will look to project steadiness and economic credibility as Europe enters a decisive political season.