Berlin Briefing - KW 48

24.11.2025

Willkommen beim dieswöchigem Berlin Briefing!

Welcome to this week's Berlin Briefing!

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Diese Woche wurde geprägt von deutlichen Entwicklungen im ukrainischen Friedensprozess, während Deutschland und Großbritannien weiterhin auf europäische Führungsrollen in diesem Bereich zielen.

 

Merz’ Woche

In dieser Woche nutzte Bundeskanzler Friedrich Merz die internationale Bühne, um Deutschlands Führungsrolle sowohl im digitalen Bereich als auch in der Sicherheitspolitik zu unterstreichen. Auf dem Gipfel zur europäischen digitalen Souveränität in Berlin rief er dazu auf, dass Europa die Kontrolle über seine technologische Zukunft zurückgewinnen müsse. Er betonte, dass die digitale Welt, die in Europa entsteht, auch von Europäern gestaltet werden müsse – und nicht durch die Gesetzgebung und Macht anderer Akteure. Dabei positionierte er Deutschland als Motor eines wettbewerbsfähigeren und souveräneren europäischen digitalen Marktes, der auf Innovation und Sicherheit beruht.

Parallel dazu traf Merz in Berlin den schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson, um die unerschütterliche Unterstützung Deutschlands für die Ukraine zu bekräftigen. Er kündigte weitere 3 Milliarden Euro an Militärhilfe an und drängte die EU-Partner darauf, bis Dezember eine Einigung über die Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte zu erzielen – ein starkes Zeichen Deutschlands fortgesetzter sicherheitspolitischer Führungsrolle.

 

Deutschland und Großbritannien in der Welt

Die Woche wurde dominiert von Donald Trumps überraschender Vorstellung eines 28-Punkte-Friedensplans für die Ukraine am 20. November, der sofortige Reaktionen in Berlin und London auslöste. Von Beginn an behandelten beide Regierungen den Vorschlag als zu bedeutsam, um ihn einfach abzutun, aber zugleich als zu großzügig gegenüber Moskau, um ihn in seiner ursprünglichen Form zu akzeptieren. Merz nutzte seine Auftritte rund um den G20-Gipfel in Johannesburg, um zu betonen, dass kein Abkommen „über die Köpfe“ Kyjiws und Europas hinweg geschlossen werden könne. Er beharrte darauf, dass jede Einigung harte Sicherheitsgarantien für den Kontinent beinhalten müsse und die ausdrückliche Zustimmung der Ukraine notwendig sei. Starmer schlug einen ähnlichen Ton an und sagte seinen Amtskollegen, die Rolle der G20 sei „in diesem Moment entscheidend“ bei der Verteidigung der regelbasierten internationalen Ordnung; jedes Abkommen mit Russland müsse für die Ukraine akzeptabel sein. Schon zum Abschluss des Gipfels waren Berater aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und der EU in die nächste Phase eingebunden: eine Gesprächsrunde mit US- und ukrainischen Vertretern in Genf, die darauf abzielt, den amerikanischen Plan neu auszubalancieren und stärker an den europäischen Sicherheitsinteressen auszurichten.

Auch im Nahen Osten agierten Berlin und London weitgehend im Gleichschritt. In New York unterstützten beide die Resolution des UN-Sicherheitsrats, die Trumps Gaza-Plan und eine internationale Stabilisierungstruppe billigte – ein Signal für die anhaltende Bereitschaft, sich an US-geführten Friedensinitiativen zu orientieren. In Berlin hob die Bundesregierung gleichzeitig die verbleibenden Beschränkungen für Rüstungsexporte nach Israel auf und kehrte zu Einzelfallentscheidungen zurück – eine Entscheidung, die als Rückkehr zur „normalen“ Praxis in einer von deutscher Sonderverantwortung geprägten Beziehung gerahmt wurde.


Ausblick

In der kommenden Woche werden Berlin und London von zwei Fronten bestimmt: den nächsten Friedensgesprächen in Genf, bei denen Deutschland und das Vereinigte Königreich versuchen werden, Washingtons Plan stärker an die roten Linien Kyjiws anzupassen, und intensiven innenpolitischen Auseinandersetzungen – Merz ringt in Berlin um einen letzten Kompromiss beim Rentenpaket, während Starmers Regierung den Herbsthaushalt von Reeves vorlegt und sich sofortiger Kritik wegen Steuererhöhungen und der neuen, härteren Asylreform stellen muss.

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This week was shaped by sharp developments in the Ukraine peace processes, while Germany and Britain continue to aim for European leadership on that front.

 

Merz’ Woche

This week, Chancellor Friedrich Merz used the international stage to underline Germany’s leadership in both the digital and security spheres. At the Summit on European Digital Sovereignty in Berlin, he called for Europe to reclaim control of its technological future, stressing that the digital world being shaped in Europe must be shaped by Europeans, rather than the legislation and powers of other actors. He positioned Germany as the motor of a more competitive and sovereign European digital market built on innovation and security.

In parallel, Merz met Swedish Prime Minister Ulf Kristersson in Berlin to reaffirm Germany’s unwavering support for Ukraine, announcing an additional €3 billion in military aid and urging EU partners to agree on the use of frozen Russian assets by December, an excellent demonstration of Germany’s continued security leadership.

 

Germany and Britain in the World

The week was dominated by Donald Trump’s surprise unveiling on 20 November of a 28-point peace plan for Ukraine, which immediately forced Berlin and London to react. From the outset, both governments treated the proposal as too consequential to dismiss but too generous to Moscow to accept in its original form. Merz used his platform around the G20 in Johannesburg to hammer home that no deal could be struck “over the heads” of Kyiv and Europe, insisting that any settlement must come with hard security guarantees for the continent and Ukraine’s explicit consent. Starmer struck a similar note, telling fellow leaders that the G20’s role is “critical at this moment” in defending the rules-based order and that any agreement with Russia must be acceptable to Ukraine. Even as the summit closed, advisers from Germany, Britain, France and the EU were already being plugged into the next phase of the process: a round of talks with US and Ukrainian counterparts in Geneva aimed at re-balancing Washington’s plan for a fairer outcome that anchors it more firmly to European security interests.

On the Middle East, meanwhile, Berlin and London largely moved in lockstep. In New York, both backed the UN Security Council resolution that endorsed Trump's Gaza plan and an international stabilisation force - signalling a continuing willingness to align with US led peace initiatives. In Berlin, the government simultaneously lifted the remaining post-August restrictions on arms exports to Israel and reverted to case-by-case approvals, framing the move as a return to "normal" practice in a relationship marked by Germany's special responsibility.


Outlook

In the coming week, Berlin and London will be dominated by two fronts: the next round of Ukraine peace talks in Geneva, where Germany and the UK will try to reshape Washington’s plan around Kyiv’s red lines, and intense domestic battles at home – Merz wrestling a final compromise on the pension package in Berlin, while Starmer’s government delivers Reeves’ Autumn Budget and faces immediate scrutiny over both tax rises and its new, tougher asylum overhaul.